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Ab Ende der 1950er Jahre bis in die 1960er Jahre hinein prägte ein LKW mit der Typenbezeichnung
Mercedes-Benz LP 333 des Herstellers Daimler-Benz maßgeblich das Straßenbild. Die Konstruktion dieses Lastwagens war praktisch eine Notlösung als Antwort auf die sog. Seebohm'schen Gesetze (siehe auch Maße und Gewichte von Nutzfahrzeugen in Wikipedia). Mit drastischen Längen- und Gewichtsbeschränkungen versuchte der damalige Verkehrsminister Hans-Christoph Seebohm, den LKW-Verkehr einzudämmen und stattdessen die Bundesbahn konkurrenzfähiger zu machen; fortan galt für 2-Achs-LKW ein zulässiges Gesamtgewicht (zGG) von nur noch 12 Tonnen. Bereits nach wenigen Jahren wurde im Hinblick auf die zu gründende EWG die Gewichtsbeschränkung wieder gelockert. Die 2. Vorderachse verschwand und aus dem LP 333 wurde der LP 334.
Beim Bau von Fahrzeugmodellen stellt sich immer wieder die Frage nach der Geschwindigkeit, die es erreichen soll. Rechnet man z. B. die 80km/h des Originals um den Maßstab 1:16 herunter, dann ergibt sich eine Geschwindigkeit von 5km/h bzw. ca. 1,4m/s - für ein so kleines Modell ist das ganz schön flott. Mit einer Untersetzung von etwa 20:1 wär das zwar problemlos machbar, aber ob ein Modell tatsächlich so schnell fahren muss, hängt letztendlich auch vom vorgesehenen Einsatz ab. Wenn man z. B. mit Gleichgesinnten auf einem 1:16-Parcours unterwegs ist, dann wird meist sehr moderat gefahren und häufig rangiert. Da man auch mit elektronischen Fahrtreglern nicht beliebig langsam fahren kann und das Modell in den unteren Fahrstufen vor allem auch sehr kraftlos ist, wär man in diesem Fall mit einer Untersetzung von 40:1 (ca. 2,5km/h) deutlich besser bedient. Soll das Modell zusätzlich auch "autobahntauglich" sein, dann kommt man um ein Wechselgetriebe mit mindestens 2 Gängen nicht herum.
Eine besondere "Schmackazie" ist das Fahrerhaus. Beim Original sind sämtliche Seitenwände in jede Richtung gewölbt und ein wirklich einigermaßen originalgetreuer Nachbau ist bei dieser Modellgröße kaum möglich. Man wird das Modell deshalb weniger am Fahrerhaus als LP 333 identifizieren, sondern eher an seinen "1000 Füßen". Der Innenausbau besteht aus Fahrer- und Beifahrersitz sowie einer Abdeckung für den Motor und einer angedeuteten Liegefläche für die Schlafkoje; ein Lenkrad ist ebenfalls vorhanden. Das Fahrerhaus ist aufklappbar, um möglichst einfach an die Fernsteuer-Komponenten und an den aus 7 Mignonzellen bestehenden Akku-Pack zu gelangen, der exakt hinter die Frontmaske passt.
Zuletzt wurden mit einer Federwaage die Gewichtskräfte gemessen, die auf Vorderachsen und Hinterachse lasten, und daraus die Daten der erforderlichen Federn ermittelt - das hatte ich bereits an anderen Modellen praktiziert (siehe auch Federung von Fahrzeugen unter "Sonstige Projekte"). Im vorderen Bereich wird das Gewicht auf insgesamt 8 Druckfedern verteilt. Für die Federn hatte ich eine Federrate von knapp 0,7 N/mm errechnet und natürlich versucht, alle Federn möglichst gleich anzufertigen. Auch das gelingt zwar nur annäherungsweise, viel kritischer sind aber die aus Schaftschrauben bestehenden Führungen, in denen sich die Achsen bewegen sollen. Sobald beim Einfedern eine leichte Reibung in den Führungen auftritt, neigt sich das Modell zu einer Seite. Das sind zwar nur wenige Millimeter, aber bei einem kleinen leichten Modell fällt das mehr auf, als bei einem großen Modell.
Der Anhänger
Ursprünglich sollten ebenfalls alle Achsen einzeln gefedert werden und wurden zunächst auch wieder im korrekten Abstand zum Rahmen befestigt. Während der ersten Tests mit gefederten Achsen wurde aber deutlich, dass der Anhänger ziemlich instabil war - das war mir früher schon bei anderen Modellen aufgefallen. Dieses Wackel-Dackel-Verhalten tritt dann auf, wenn keine richtigen Stoßdämpfer, sondern nur einfache Federn verwendet werden. Abhilfe schafft z. B. eine gefederte Schwinge, wie sie in der Zugmaschine verbaut ist, das war mir aber zu aufwändig. Deshalb habe ich es so gemacht, wie es häufig im Trial-Truck-Modellbau zu finden ist: Eine von mehreren Achsen bleibt ungefedert, um dem Modell Stabilität zu geben, und alle anderen Achsen sind gefedert, sodass möglichst alle Räder Bodenkontakt haben. Ich entschied mich für die Federung beider Hinterachsen, weil hier am meisten Platz vorhanden war.
Während der ersten Testfahrten mit Anhänger zeigte sich des Weiteren, dass die Antriebsräder der unbeladenen Zugmaschine trotz relativ neuer und noch weicher Reifen häufig durchrutschten - ein Verhalten, welches übrigens auch dem Original zu eigen gewesen sein soll. Daraus folgte umgekehrt die Befürchtung, dass an einem Gefälle der Anhänger die Zugmaschine mangels Bodenhaftung der Antriebsräder unkontrolliert vor sich herschieben könnte. Das brachte mich darauf, den Anhänger mit einer weiteren "Komplikation" auszustatten - und zwar mit einer Auflaufbremse für die Vorderräder. Sie funktioniert etwa so, wie man es z. B. von Wohnwagen kennt. Wenn der Anhänger auf das bremsende Fahrzeug aufläuft, dann wird ein Bremsvorgang des Anhängers eingeleitet, der sich in Fahrtrichtung noch verstärkt. Bei Rückwärtsfahrt löst sich die Bremswirkung, sodass der Anhänger rangierbar bleibt. Ähnlich funktioniert es auch bei meinem Anhänger. In der Deichsel befindet sich eine Schubstange, welche beim Auflaufen über einen Stößel einen Schieber betätigt. Die Bewegung des Schiebers wird mittels eines Hebels in die entgegengesetzte Richtung umgelenkt und dabei ein Bremsklotz in Form eines 3-Loch-Achshalters auf zwei Bremsscheiben gedrückt. Als Bremsscheiben dienen 2 mit O-Ringen belegte Schnurlaufräder. In Fahrtrichtung wird der Achshalter weiter auf die O-Ringe gezogen, und bei Rückwärtsfahrt wird er mit Unterstützung einer kleinen Feder wieder gelöst. Die Einstellung der Bremse ist sehr diffizil und bedarf einer exakten Justage in mehreren Freiheitsgraden. Bei korrekter Einstellung zeigt sich am Gefälle tatsächlich ein deutlicher Unterschied zwischen gebremstem und ungebremstem Anhänger. Außerdem reicht das Gewicht der Deichsel aus, um den Anhänger auf einer schiefen Ebene festzuhalten.
Dieses Modell wurde veröffentlicht im deutschen Online-Magazin Schrauber und Sammler Nr. 13 Winter 2019 in der englischen Zeitschrift CONSTRUCTOR QUARTERLY No. 132 June 2021. Abschließend an dieser Stelle noch ein Video des Mercedes-Benz LP 333 mit Anhänger (Tausendfüßler) (1:26min / 23MB) oder auch auf meinem YouTube-Kanal mit weiteren Videos. |