Metallbaukasten |
Home |
|||||||||||||||||||||||||||||||
Das Modell 2004 ist das bisher größte fahrbare Einzel-Modell; ein 1½-Deck-Bus
im Maßstab ca. 1:10.
Ein solcher Bus wird oft auch als "Anderthalbdecker", Eineinhalbdecker o. ä. bezeichnet, was natürlich nicht falsch ist. Da sich aber z. B. in einem Mercedes-Benz-Bus dieses Typs rechts neben dem Armaturenbrett ein kleines Schild mit der Bezeichnung "1½-Deck-Bus" befand, soll hier auch diese Bezeichnung verwendet werden. Der 1½-Deck-Bus verkehrte in den 60er- und 70er Jahren in vielen Regionen Nord- und Mitteldeutschlands. Man sah diesen Bus von verschiedenen Herstellern mit wohlklingenden Namen wie Büssing, Krupp und natürlich Mercedes-Benz; auch von Henschel und Faun wurden einzelne Exemplare gefunden, und ab 1971 wurde Büssing von M.A.N.-Büssing abgelöst. Diese Firmen waren aber nur die Lieferanten von Fahrgestellen; der Aufbau zum 1½-Deck-Bus wurde von der Firma Ludewig in Essen und in Lizenz von der Firma Vetter in Fellbach durchgeführt. Einen typischen Bus dieser Bauart zeigt die untenstehende Abbildung. (Fast) allen Bussen gemeinsam waren z. B. zwei Hinterachsen, von denen die vordere angetrieben wurde und die hintere als Nachlaufachse diente (wobei es sich genau genommen nicht um eine Achse, sondern um 2 einzeln aufgehängte Nachlaufräder handelte).
Diese Vielfalt war nicht unbegründet: Zum einen wurde die Innenausstattung kundenspezifisch hergestellt, was zu vielen unterschiedlichen Sitzplatz-Anordnungen führte. Andererseits gab es ursprünglich im 1½-Deck-Bus außer dem Fahrer noch einen Schaffner (ja, dieser Bus war einst mit 2 Arbeitsplätzen ausgestattet); der Einstieg war deshalb hauptsächlich hinten, und die vordere Tür konnte relativ schmal gehalten werden. Im Laufe der Zeit wurden die Fahrzeuge auf Ein-Mann-Betrieb umgestellt; dadurch konnte die hintere Tür schmaler werden oder auch gänzlich wegfallen, während die vordere Tür jetzt der Einstieg war und entsprechend breit wurde. Der hintere Bereich des Busses wurde dann meist komplett mit Sitzplätzen bestückt. Die Verbreitung einzelner Typen war oft eng auf bestimmte Regionen begrenzt. So verkehrten im Raum Düsseldorf hauptsächlich Mercedes-Benz-Busse, wie z. B. auf der Linie 55 der Rheinischen Bahngesellschaft zwischen Düsseldorf und Velbert (die mit dem roten Streifen). Auf der Linie 49 der Stadtwerke Wuppertal fuhren zwischen Wuppertal und Essen - ebenso wie auch in Köln - hauptsächlich Fahrzeuge von Büssing. Im Raum Wuppertal/Solingen waren u. a. 1½-Deck-Trolley-Busse von Krupp zu finden. Aber bereits im nicht weit entfernten Dortmund kannte man diese Busse dagegen überhaupt nicht. In neuerer Zeit wurden noch einige wenige Exemplare gebaut oder für besondere Zwecke umgebaut bzw. restauriert, wie z. B. der Bus der Rheinland-Touristik auf der Basis eines O-305 (mit freundlicher Genehmigung von www.olafs-fotoseite.de, der wohl umfangreichsten Bildersammlung von LKW und Bussen im Internet) oder der Überland-Bus der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft EVAG e.V. mit eingebauter Teeküche. Selbst vor einem Umbau eines solchen Busses zum Wohnmobil wurde nicht zurückgeschreckt. Als Linienbus in seiner ursprünglichen Form ist der 1½-Deck-Bus jedoch schon lange ausgestorben. Dem Bau des Modells ging eine intensive Planung und Konstruktion auf Papier voraus, um vorab den Materialaufwand und vor allem das Gewicht abschätzen zu können; außerdem erhält man auf diese Weise eine recht gute Vorstellung vom Aussehen des Modells. Die eigentliche Bauzeit war dadurch relativ kurz, und das Material konnte mit wenigen gezielten Bestellungen beschafft werden. Durch die Vielzahl der Varianten ist es kaum möglich, ein wirklich authentisches Modell zu bauen; für ein Metallbaukasten-Modell ist das aber auch zweitrangig. Als Grundlage diente ein 1½-Deck-Bus von Mercedes-Benz auf der Basis eines O-317, da dieser Typ am besten in Erinnerung geblieben ist und hierfür auch die meisten Abbildungen gefunden wurden. Die Innenausstattung - und besonders das Oberdeck - bereitete mangels Erinnerung und Informationen dagegen zunächst Schwierigkeiten. Kurz vor der Fertigstellung fanden sich glücklicherweise dann doch noch einzelne Innenansichtsfotos und Pläne, wie z. B. die Büssing-Inneneinrichtungspläne eines Omnibus-Fans der Straßen- und U-Bahn-Freunde Köln. Mit aufgefrischter Erinnerung konnte das Modell schließlich mit einer einigermaßen authentischen Inneneinrichtung komplettiert werden.
Stieg man hinten in den Bus, befand man sich auf dem Niederdeck, wo ein Erwachsener noch gut aufrecht stehen konnte (Höhe ca. 1,90m). Gegenüber der Tür befand sich quer zur Fahrtrichtung eine Sitzbank für mehrere Personen. Das hatte den Vorteil, dass das Oberdeck im Bereich der Sitzbank ca. 25 bis 30cm heruntergezogen werden konnte und somit oben ein Gang mit einer Stehhöhe von ca. 1,80m realisierbar war. Bei manchen Exemplaren befand sich auf dem Radkasten des linken Nachlaufrades auch noch ein Notsitz. Auf dem Niveau des Niederdecks ging man zwischen den Radkästen der Nachlaufräder am Schaffner vorbei. Daraus wird deutlich, dass die Nachlaufachse nicht durchgängig sein konnte, sondern aus zwei einzeln aufgehängten Rädern bestand. Über eine Stufe gelangte man dann auf das Hauptdeck des Busses; man befand sich jetzt genau über der Antriebsachse. Das Oberdeck war an dieser Stelle schon zu Ende, sonst hätte man sich den Kopf gestoßen. Daraus wird wiederum deutlich, dass das Oberdeck keineswegs so genutzt werden konnte, wie es die äußere Ansicht des Busses vermuten lässt: zwischen den Hinterachsen musste es enden, und die Länge betrug damit nicht einmal ein Viertel der Gesamtlänge. Immerhin gab es auf dem Oberdeck in der Regel 17 zusätzliche Sitzplätze. Besonders bei diesem Modell hat sich der modulare Aufbau erneut als vorteilhaft und auch notwendig erwiesen, da einzelne Bereiche für Schraubarbeiten sonst nicht mehr zugänglich gewesen wären. Neben einer Innenausstattung verfügt das Modell über Federung, Ackermann-Lenkung, Antrieb mit Differenzial und natürlich einer Fernsteuerung. Auch die Türen lassen sich öffnen, wobei die vordere Tür einer Falttür nachempfunden ist. Die Dimensionierung der Federung erfolgte nach der ebenfalls auf dieser Seite beschriebenen Methode. Hierzu wurden nach Fertigstellung des Modells die Achslasten mit einer Federwaage gemessen und darauf basierend die unterschiedlichen Federn berechnet. Die Masse des Modells beträgt ca. 16kg; davon werden ca. 9kg von den hinteren und 7kg von den vorderen Rädern getragen. Aufgrund der Gewichtsverteilung und der unterschiedlich konstruierten Radaufhängungen sind 4 verschiedene Federn mit Federraten zwischen 1,7 und 3,5N/mm erforderlich, die jedoch alle aus einem Rohling gefertigt werden konnten. Die Lenkung des schweren Modells erfolgt vom Lenkrad aus über eine relativ große Untersetzung aus MEKANIK-Zahnrädern; der Einbau einer Schnecke war nicht möglich, da das Lenkrad den Lenkbewegungen des Servos folgen soll. Zur Lenkung ist auf hartem Untergrund ein Drehmoment von ca. 50Ncm (Newton-Zentimeter) erforderlich; es wurde daher ein Servo kleiner Baugröße, aber mit einem hohen Drehmoment von 75Ncm eingesetzt. Das Lenktrapez ist so ausgelegt, dass sich die verlängerten Spurstangenhebel zwischen den Hinterachsen schneiden. Als Antrieb wurde der selbstgebaute und bereits erprobte Antriebsblock verwendet. Er hängt einseitig frei in der Antriebsachse und wird auf der anderen Seite beweglich gegengelagert; somit kann der Antrieb den Federbewegungen ungehindert folgen.
Auch die Geländer und Haltestangen wurden nachgebildet. Hierzu wurde eloxiertes Aluminium-Rundmaterial mit einem Durchmesser von 4mm verwendet; das Aussehen entspricht damit weitgehend dem Vorbild. Lenkung Aufhängung der Vorderräder Aufhängung der Hinterräder Trotz des relativ hohen Gewichtes ist der ferngesteuerte Antrieb des Modells anscheinend problemlos möglich. Kritisch sind allerdings die Aufhängungen der Räder, die unter der Last des Gewichts nachgeben und den Rädern einen unschön aussehenden Sturz geben; sämtliche Aufhängungen sind deshalb einstellbar konstruiert und können somit dem Gewicht angepasst werden. Im Juni 2004 wurde das Modell mit Miniatur-Kugellagern für die Antriebswellen nachgerüstet.
Die Ausgabe 3/2005 (April/Mai 2005) der Zeitschrift TRUCK modell enthält einen umfassenden Beitrag über den Anderthalbdecker. Die Abbildung der Titelseite dieses Heftes sowie der ersten Seite des Beitrages erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift TRUCK modell
|