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Im Frühjahr 2015 mussten wir uns schweren Herzens von unserem 18 Jahre alten Mitsubishi Spacegear trennen
und suchten einen Ersatz mit entsprechendem Platzangebot.
Ein Kleinbus war uns zu teuer und so entschieden wir uns für den Ford Grand Tourneo Connect mit
1,6 l TDCi Duratorq Dieselmotor als Jahreswagen.
Anfangs waren wir mit dem Fahrzeug durchaus zufrieden - der Platz war ausreichend für viele Modell-Kisten,
man konnte notfalls darin übernachten und bei Tempo 140 km/h schnurrte der Diesel gerade mal mit etwa
2500 U/min. Auch der Spritverbrauch von 6,7 l/100km hielt sich in erträglichen Grenzen.
Beste Voraussetzungen, um den Ford Tourneo Connect möglichst lange zu fahren.
In den ersten Jahren haben wir selbstverständlich auch die kostspieligen Werksinspektionen durchführen
lassen - jedesmal zwischen 400 und 500 Euro, um ein wohlgemerkt intaktes Fahrzeug betriebsbereit zu
halten.
Aber man möchte ja schließlich mit einem "zuverlässigen Auto" unterwegs sein.
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Unser Ford Grand Tourneo Connect im Jahr 2017
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Im Oktober 2022 sind wir mit diesem "zuverlässigen Auto" - erstmals in über 40 Jahren mit einem
Fahrzeug überhaupt - auf einer Landstraße liegengeblieben.
Während der Fahrt bemerkte ich einen Leistungsabfall und der Blick auf das Thermometer zeigte: Roter
Bereich!
Sofort hielt ich an und stellte einen vollständigen Kühlmittelverlust fest.
In diesem Moment stieg mir erstmals die Zornesröte ins Gesicht:
Für nahezu jede Banalität bietet der Ford Tourneo Connect einen Sensor, eine Kontroll-Lampe oder eine
Warnmeldung.
Kühlmittel-Verlust und Überhitzung werden jedoch nicht signalisiert und u. U. erst dann bemerkt,
wenn der Motor bereits Schaden genommen hat.
Das entspricht nicht nur einem Stand der Technik von vorgestern, sondern suggeriert zudem eine Sicherheit, die
ganz offensichtlich nicht gegeben ist.
Nach längerer Abkühlung wollte ich ein paar Flaschen Mineralwasser einfüllen, um wenigstens
die nächste Werkstatt zu erreichen - und erneut stieg der Zorn in mir auf:
Der Kühlmittel-Ausgleichsbehälter bzw. dessen Einfüll-Öffnung ist maximal unzugänglich
positioniert, sodass zum Befüllen ein spezielles Gefäß oder zumindest ein passender Trichter
erforderlich ist - Beides ist im Notfall nicht vorhanden.
Als Autofahrer, der noch in der Lage ist, die Betriebsflüssigkeiten eines Fahrzeugs selbst zu prüfen und
erforderlichenfalls nachzufüllen, kann ich sowas nur als eine bodenlose Frechheit empfinden.
Aber das "dicke Ende" kommt erst noch.
Mit ca. anderthalb Liter Mineralwasser erreichten wir eine nahegelegene Werkstatt und hier sollte zunächst
eine Druckprüfung zur Lokalisierung des Lecks durchgeführt werden. Auch hierbei bewahrheitete sich die
unsägliche Positionierung des Kühlmittel-Ausgleichsbehälters:
Der Behälter musste ausgebaut werden, um den Adapter für die Druckprüfung anbringen zu können,
und hierzu war erst noch ein anderes Konstruktionsteil zu lösen. Es ist mir unbegreiflich, mit welchem Mut man
einen solchen Murks unter die Leute bringen kann.
Die Druckprüfung hat schließlich ergeben, dass der Haupt-Kühlerschlauch defekt war. Aber nicht
etwa aufgrund eines Marderbisses o. ä., sondern durchgescheuert von "einem beweglichen Teil der
Gangschaltung" (Original-Wortlaut des Werkstattmeisters) - vermutlich über Monate oder Jahre.
Ein Foto gibt es vom defekten Kühlerschlauch leider nicht, durch das mehrere Millimeter dicke Material verlief
jedoch ein sauberer dreieckförmiger Krater.
Dieser Kühlerschlauch ist offenbar so fehlerträchtig verlegt, dass er im Laufe der Zeit - aus welchen
Gründen auch immer - seine Position verändern und durchgescheuert werden kann!
Eine derartige Fehlkonstruktion habe ich in über 40 Jahren bei keinem anderen Auto erlebt.
Allein der Anstand verbietet es mir, die hierfür Verantwortlichen als das zu bezeichnen, was sie sind.
Der Kühlerschlauch konnte notdürftig repariert werden und wurde später durch ein
Originalteil ersetzt.
Ein Motorschaden schien zunächst nicht vorzuliegen, allerdings bemerkte ich seitdem einen Kühlmittelverlust -
anfangs nur gering, aber mit steigender Tendenz. Eine offensichtliche Leckage konnte aber nicht festgestellt werden.
Es stört mich nicht, hin und wieder etwas Kühlmittel nachzufüllen - das ist nicht das Problem.
Aber seit der letzten längeren Reise im Sommer 2023 ist zu beobachten, dass das Kühlsystem offenbar
"aufgepumpt" wird und auch nach Abkühlung noch tagelang unter Druck bleibt. Das Kühlmittel
verschwindet derweil in irgendwelchen Hohlräumen, sodass es im Ausgleichsbehälter
unterhalb der Minimum-Marke liegt.
Wird der Kühlmittel-Ausgleichsbehälter geöffnet, dann bläst der Überdruck ab und das
Kühlmittel steigt wieder zurück in den Behälter, aber je nach gefahrener Strecke nicht mehr auf den
ursprünglichen Stand.
Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass selbstverständlich auch der Verschluss des
Ausgleichsbehälters ausgetauscht wurde, einen wahrnehmbaren Effekt hatte es jedoch nicht.
Für das Aufpumpen des Kühlkreislaufs kommt nach bisherigem Kenntnisstand nur der Kompressionsdruck in
Frage und das wiederum deutet auf einen Haarriss oder einen Defekt der Zylinderkopfdichtung zwischen Brennraum und
Kühlkreislauf hin.
Auch der Heizkreis ist irgendwie beteiligt - bei eingeschalteter Heizung ist der Kühlmittelstand manchmal niedriger
und manchmal höher, aber im Mittel wird es weniger.
Eine offensichtliche Leckage ist nach wie vor nicht erkennbar, allerdings wurde mir inoffiziell bestätigt,
dass es bei dem Ford Tourneo Connect mit dieser Motorisierung ein Problem bei der Überwachung der
Motortemperatur gebe.
Eine Überhitzung durch Kühlmittel-Verlust werde demnach zu spät erkannt, was mit großer
Wahrscheinlichkeit zu einem Motorschaden führe und auch in meinem Fall anzunehmen sei.
Von einer Reparatur werde abgeraten, weil die Kosten praktisch einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich kämen.
Mit anderen Worten:
Unser top gepflegter Ford Tourneo Connect ist mit einer Laufleistung von nicht einmal 80000 km praktisch schrottreif!
Im Internet ist zu lesen, dass auch Ford immer wieder mit Rückrufaktionen konfrontiert ist, u. a. auch zum
Nachrüsten eines Sensors für den Stand des Kühlmittels (Aktionsnummer 17S09).
Wortlaut eines Sprechers der Ford-Werke GmbH (Quelle: Internet):
Werde der Motor mit zu wenig Kühlmittel betrieben, könnte in Folge der Überhitzung der Zylinderkopf
reißen
- was für eine grandiose Erkenntnis!
Erst nach diesem Rückruf wird der Fahrer hör- und sichtbar gewarnt, falls der Kühlmittelstand unter
den erforderlichen Pegel fällt.
Das Problem war also in den höchsten Etagen bekannt und insbesondere im Hinblick auf die fehlerträchtige
Verlegung besagten Kühlerschlauchs wär die Nachrüstung eines solchen Sensors unerlässlich gewesen.
Der Ford Tourneo Connect mit dem oben genannten Dieselmotor ist auf der Liste der betroffenen Fahrzeuge jedoch nicht
aufgeführt.
Stattdessen lässt man den Kunden bewusst in das Risiko eines Motorschadens fahren und eine solche
Fahrlässigkeit grenzt für mich an vorsätzliche Sachbeschädigung, die juristisch verfolgt gehört.
Es gab einst den Werbe-Slogan "Ford - die tun was".
Davon ist heutzutage anscheinend nicht mehr viel übrig geblieben und auch nicht ohne Grund dürfte der neue
Ford Tourneo im Prinzip ein VW Caddy sein.
Es ist nicht meine Absicht, diese Hobbyseite mit solchen Negativ-Berichten zu "vergiften", aber der
anhaltende Ärger über die aus meiner Sicht beispiellose Schlamperei und Ignoranz seitens Ford hat mich
schließlich doch dazu bewogen, den Sachverhalt hier zu schildern.
Update von Anfang 2024:
Anfang 2024 haben wir uns nach einem neuen Gebrauchtwagen umgesehen, die Preise sind uns aber noch zu hoch.
Glücklicherweise haben wir noch einen zuverlässigen 21 Jahre alten Zweitwagen, sodass die Zeit nicht drängt.
Überhaupt frage ich mich inzwischen, ob man sich erst einen Oldtimer anschaffen muss, um heutzutage ein halbwegs
zuverlässiges Auto zu fahren?
Den Ford Tourneo Connect werden wir vorläufig noch als Gebrauchsfahrzeug für kurze Strecken nutzen und
danach geht er in den Export.
Im nächsten Jahr wird unser erster und vor allem letzter Ausflug in die Ford-Welt dann hoffentlich endgültig
Geschichte sein.
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